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Hinterhofkultur vom Feinsten

Kunst 2.jpg KLNachdem die Veranstalter, die Priener Bühnenkunst Förderer und der SchauRaum, das preisgekrönte Bühnenstück „Kunst“ von Yasmina Reza im Oktober 2015 krankheitsbedingt verschieben mussten, wurde es nun am 7. und 8. Januar aufgeführt. Erstmals wurde es 1994 in Paris gezeigt; 1995 feierte es an der Berliner Schaubühne große Erfolge – dort mit den Ausnahmeschauspielern Gerd Wameling (Serge), Udo Samel (Marc) und Peter Simonischek (Yvan). In Prien brillierten auf der kleinen Bühne Florian Eisner (Serge), Dominik Kaschke (Yvan) und Markus Tavakoli (Marc) vom Wiener „Theater im Wohnzimmer“ (TiWo). Es geht um eine Männerfreundschaft, die durch den Kauf eines teuren, rein weißen Gemäldes in einen Streit mit hitzigen Wortgefechten sowie Beleidigungen und Kränkungen bis hin zu Handgreiflichkeiten ausartet. Enttäuschungen, Frustrationen und Ängste treten zutage, die nicht nur die Beziehung der Männer untereinander charakterisieren, sondern darüber hinaus auch deren Frauen bzw. zukünftige Gattinnen mit in den verbalen Sog hineinziehen. Der leicht arrogante, kunstliebende Serge als Käufer des Gemäldes, Freund Marc als zynischer Kritiker dieser für ihn überteuerten Kunst und der gutmütige, aber eher schwächliche Yvan als vermittelnder Dritter im Bunde, der schnell zwischen die Fronten gerät. Lakonisch, aggressiv, und weinerlich die unterschiedlichen Reaktionen, die sich gegenseitig hochschaukeln und dazu führen, dass die Parteiergreifung ständig wechselt. Das geniale Stück lebt vom Wortwitz sowie der Mimik und Gestik der Akteure; jede Pointe muss sitzen. Was den professionellen Schauspielern aufs Beste gelang. Die großartige, durchweg unterhaltsame Vorführung erntete einen lang anhaltenden Applaus mit Bravo-Rufen. TiWo ist ein Projekt, bei dem die Akteure zum Publikum kommen – ins private Wohnzimmer, in die Küche oder eben in den Priener SchauRaum. Der Kunstgenuss entsteht dabei mit einem Minimum an Ausstattung; im Vordergrund steht die Spielkunst der Darsteller. Die rund 80 Personen fassenden Räumlichkeiten des SchauRaums präsentierten sich als Hinterhofkulturstätte, wie man sie von Großstädten kennt. Ein Glücksfall für den Markt Prien, dem solch eine Kleinkunstbühne bislang fehlte. Seit zwei Jahren lädt Stefan Wimmer zu Ausstellungen, Lesungen, Vorträgen und Salonabende ein. In Anbetracht der Tatsache, dass das bekannte Stück „Gott des Gemetzels“ der gleichnamigen Autorin ebenso zum Repertoire des TiWos gehört, bleibt die Hoffnung, dass es im Priener SchauRaum bald wieder heißt: Vorhang auf, Bühne frei. 
Foto: Astrid Geis

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