Großer Erfolg für angehende Künstler: "Sehstück" in Priener Galerie eröffnet
„Heute geht ein langgehegter Traum in Erfüllung“, sagte Erster Vorsitzender des Kunstfördervereins Dr. Friedrich von Daumiller in seinem Grußwort auf der Vernissage am Freitag, 14. Juni vor zahlreich erschienenem Publikum. Die Künstlerlandschaft Chiemgau sei ohne die Münchner Akademie der Bildenden Künste nicht möglich gewesen; seit jeher bestehe zwischen beiden eine enge Beziehung. Nun sei diese Tradition mit dem zweiwöchigen Work-Shop auf der Fraueninsel in bester Weise von der Münchner Professorin Anke Doberauer und ihrer Klasse fortgesetzt worden. Möglich sei dies durch den Kunstförderverein unter Unterstützung der Prien Marketing GmbH, der Lions Clubs Prien und Bad Endorf sowie des Rotary Clubs Chiemsee geworden. Für die rund 20 vorwiegend Erst- und Zweitsemester sei diese „zweiwöchige Künstlerkolonie“ ein Experiment gewesen, wie Prof. Anke Doberauer erklärte. Denn die Plein-Air-Malerei – das Malen an der freien Luft – sei unter aktuellen
Künstlern verpönt. Sie seien damit „aus der Zeit gefallen“. Entsprechend interpretierten die Schüler die „Chiemsee-Idylle“ nicht nur wie einst, sondern auch modern oder mit Alltagsmotiven wie Mülltonnen. Das Ergebnis, das neben älteren Arbeiten im zweiten Stock im ersten präsentiert wird, ist überaus sehenswert. Erster Bürgermeister Jürgen Seifert schwärmte, ihm sei sein Herz aufgegangen beim Gang durch die Räume. Sogleich habe er sein Lieblingsbild entdeckt, das die Kunst besitze, persönliche Eindrücke zu vermitteln. Den Künstler lud er zu einem weiteren Aufenthalt nach Prien ein. Der Münchner Tom Messavilla (39, 2. Sem.) hat in diesem Bild den Latona-Brunnen vor Schloss Herrenchiemsee als Motiv gewählt. Intensiv habe er sich mit König Ludwig II., seinen Visionen, aber auch seiner Einsamkeit auseinandergesetzt. Die Sagen des Brunnens hätten ihn zu einer schemenhaften Darstellung inspiriert, die faszinierend mystisch und geheimnisvoll wirkt. Beeindruckend auch die Ausdrucksstärke der Bilder der aus Istanbul stammenden Burcu Bilgic (22, 2. Sem.). „Die Malerei im Freien ist krass, denn die Natur, die Farben und das Licht verändert sich so schnell“, erklärte sie die Schwierigkeit. „Gerade noch war die Ente am Schilf und schon ist sie weg“, so Bilgic. Sie habe das Motiv im Kopf verankert und dann aus der Erinnerung gemalt, so ihre Vorgehensweise. Auch Anne Schönberger (29, 2. Sem.) hatte mit der „Schnelllebigkeit“ der Natur ihre Nöte. Schwester Scholastika, die sie inspirierte, aber schwerlich in ruhiger Position anzutreffen war, porträtierte sie deshalb – in bemerkenswerter Weise in der Farbe Umbra – anhand einer Fotografie. Wichtig war ihr, die Motive nicht zu kitschig werden zu lassen. Sie habe sich intensiv mit den Chiemsee-Malern befasst und sei fasziniert von der Landschaftsmalerei, „weil es so viele Farben gibt“. Im Nachhinein empfinde sie sie nicht als „altmodisch“, so ihre Schlussfolgerung. Dritter Vorsitzender des Kunstfördervereins Georg Klampfleutner zeigte sich begeistert von den angehenden Künstlern. Er habe bei einigen eine Dramaturgie sowie einen eigenen Stil entdeckt, was angesichts von Zweit- und Drittsemestern beachtlich sei. „Das ist die eigentliche Rolle des Kunstfördervereins“, sagte er im Gespräch. Die Arbeit mit und Förderung von jungen Künstlern – „das könnte die Aufgabe der Zukunft sein“, so sein Fazit.
Fotos: Wagner
oben: Rund 20 Schüler waren zu dem Work-Shop auf die Fraueninsel angereist.
unten v. li.: Tom Messavillas Latona-Brunnen wurde hochgelobt; Anna Schönberger interpretierte ihre Eindrücke in Umbra; die Türkin Burcu Bilgic malte aus der Erinnerung. Auch die anderen Werke sind überaus sehenswert.