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"Kinder stark machen gegen Gewalt, Radikalisierung, Drogen und Fastfood-Sex"

Geiger Vortrag KSIEltern verantworten, was aus ihrem Nachwuchs wird
Nur starke Kinder könnten die Zukunft regeln, so das Credo von Gastredner Dr. Ludwig Geiger, Sportmediziner und Buchautor, am Donnerstag, 3. März in der Klinik St. Irmingard. Eingeladen hatte ihn Chefarzt der Kardiologie, Dr. Ulrich Hildebrandt, in Kooperation mit dem Kardioforum Bayern. Dr. Hildebrandt, der sich seit Jahren der Prävention von Herzerkrankungen widmet, will bei den Jüngsten beginnen, „damit die erst gar nicht Patienten werden“, so seine Intention. Dr. Geiger erklärte, die Ursachen für Gewalt oder Drogensucht seien im fortschreitenden Mangel an stabilen Familienverhältnissen zu suchen. Zunächst präsentierte er einige Fakten: Die Gewaltbereitschaft habe sich enorm gesteigert und gehe mit einem Kontrollverlust einher. Ebenso die Radikalisierung – „ganz gleich, ob nach rechts und links oder gar für den Heiligen Krieg“. In Deutschland rechne man, dass rund sechs Prozent der Kinder aggressiv und verhaltensauffällig seien; die Dunkelziffer liege bei 15 Prozent. Schon die Jüngsten hätten aufgrund ihrer Smartphones Zugang zu härtesten Pornos, was ihnen ein falsches Bild von Liebe vermittele und ihre Fantasie überfordere. Viele Mädchen ritzten sich. Man gehe deutschlandweit von 800.000 Fällen aus. Synthetische Drogen wie Crystal Meth seien billig und leicht erhältlich. Die Gefahr bestünde nicht nur in Großstädten, sondern sei abhängig von der Dynamik der jeweiligen Freundesgruppe. Jeden zweiten Tag begehe in Deutschland ein Kind Selbstmord. Wie komme all das? Die Mütter seien heute vermehrt in ihren Jobs gebunden; Alternativen wie Großeltern stünden oft nicht zur Verfügung. Den gesteigerten geistigen Anforderungen stehe so eine gesunkene ausgleichende emotionale Zuwendung gegenüber. „Wir fordern von unseren Kindern mehr, als wir geben“, reüssierte der Mediziner. Dadurch entstehe eine Lücke, die mit Drogen oder falschen Freunden gefüllt werde. Die Lösung sehe er in der Prävention in Form von Ächtung. Wesentlich für die Entwicklung des Menschen seien die Stirnlappen, der präfrontale Kortex. Er stehe für den Willen und den Geist und steuere als Kontrollzentrum das limbische System mit den Trieben und Gefühlen; er entscheide über die Besonnenheit des Einzelnen. Dieser Bereich wachse in den ersten Lebensjahren; bereits mit Sieben sei er vollständig ausgebildet. In Lernprozessen entwickelten sich Nervenverbindungen, die den Menschen ein Leben lang prägten. Ein Kind ahme nach und lerne durch Zuschauen – ganz gleich ob Positives wie Empathie oder Negatives wie Gewalt. Killerspiele beispielsweise, bei denen der Spieler schießt und mordet, hemmten die Schwelle zur Gewaltbereitschaft. Das Kind lerne zu töten. Es sei nachgewiesen, dass Amokläufer solche Ego-Shooter-Spiele exzessiv betrieben hätten. Wichtig seien deshalb positive Vorbilder und Bezugspersonen, bspw. neben der Familie der Sportverein, der das Leben mit Inhalt und Zielen fülle – und das Selbstbewusstsein stärke, so dass „Rattenfänger“ keine Chance hätten.
Beim Chiemsee Herz-Aktiv Tag am 23. April hält Dr. Geiger in der Klinik einen weiteren Vortrag zum Thema.

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