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Das Zusammenspiel von Herz und Psyche - gesicherte Fakten

Prof. Ladwig.KLAm Rande der Chiemsee Gesundheitswoche fanden vom 21. bis 23. April in der Klinik St. Irmingard die Chiemsee-Münchner Herztage statt. Dieses Mal stand neben Vorträgen, die über den aktuellen medizinischen Stand der Herzerkrankungen und deren Behandlung informierten, auch das Zusammenspiel von der Seele mit dem Herzen im Fokus der Beiträge. In einer kleinen Serie möchten wir an dieser Stelle darüber berichten.

Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig von der Klinik für Psychosomatische Medizin der TU München informierte in seinem Vortrag in der Klinik St. Irmingard, welche Fakten bei der Interaktion von Herz und Seele als gesichert gelten. Der Zusammenhang vom Herz zur Psychosomatik sowie dessen gegenseitige Wechselwirkungen sei schon lange bekannt. So sei es für den Betroffenen ein Schock, wenn sein Herz oder der Defibrillator aussetze, was zudem meist Ängste und Depressionen auslöse. Im Gegenzug könne aber auch die Seele dem Herz schaden. Neben den klassischen Herzinfarktrisiken wie dem Rauchen sei in den vergangenen Jahren immer mehr auch die Psyche als Verursacher in den Fokus der Betrachtung gerückt. Soziale Isolation, Einsamkeit, Ängste, Depression und Stress gelten heute als gesicherte Risikofaktoren für Herzerkrankungen. So sei erwiesen, dass Depressivität die Entstehung eines Herzinfarkts fördere sowie zu einem schlechteren Genesungsverlauf führe. Sie gehe einher mit Symptomen wie Konzentrationsstörungen, einer inneren Leere und Unruhe, Schlafstörungen, einem Energieverlust sowie Kraftlosigkeit. Der Betroffene habe Schuldgefühle, mache sich Vorwürfe, werde aggressiv gegen sich selbst und begebe sich auf die Suche nach noch mehr Anerkennung über Leistung. Die Erfahrung zeige, dass nach circa einem halben Jahr, nachdem diese Symptome erstmals aufgetaucht seien, sich ein Leistungseinbruch sowie eine vitale Erschöpfung einstelle mit einem Gefühl, die Batterie sei ausgebrannt. Würde in solch einem Fall das Herz untersucht, würde der Arzt nichts feststellen. Er erscheine so, als ob alles o.k. sei. Dennoch handele es sich hier um die Vorphase eines Herzinfarkts. Die Reaktion darauf sei meist ein sozialer Rückzug sowie eine Kompensation mit zu viel Rachen und Trinken. „Doch wie kommt es dazu? Es liegt an einem ganzen Mix an Ursachen“, klärte Prof. Dr. Ladwig auf. Der Depressive sei häufig gegenüber sich selbst fahrlässig, passe nicht genügend auf sich auf, achte nicht auf sein Gewicht und treibe keinen Sport. Zudem habe er eine geringe Bereitschaft, Medikamente einzunehmen oder er vergesse sie schlichtweg. Die schlechtesten Prognosen bekämen hier die Depressiven, die zudem an Übergewicht litten und rauchten. „Glückliche“ Fettleibige seien hingegen nicht so gefährdet.
Das Herz und die Seele stünden über drei Bereiche miteinander psychobiologisch in Verbindung: über das Nervensystem, das Adrenalin und die Stresshormone. Beispielsweise das Hormon Cortisol, das bei Stress ausgeschüttet werde, führe bei einem Überangebot zum Grübeln und Nicht-einschlafen-Können – was bei Frauen am Abend und bei Männern am Morgen der Fall sei. Auch sei bewiesen, dass bei dauerhaftem Stress das Immunsystem andauernd aktiv werde, was schließlich dem Körper schade. Zudem leide die Zellteilung unter langanhaltendem Stress; sie werde dadurch vermindert, was zu einem vorzeitigen Altern führe und letztendlich auch die Sterblichkeit von Depressiven erhöhe. Beste Erfolge, um all dies zu verhindern, bringe Sport, betonte Prof. Ladwig. Und Zuneigung! So sei in einem Institut, das Tierversuche zur Arteriosklerose durchführe, eine Gruppe von Kaninchen im Gegensatz zu den anderen nicht erkrankt. Man habe alle Rahmenbedingungen zu den andern Versuchtstieren überprüft – die Temperatur, die Ernährung, alles sei gleich gewesen. Bis man den einzigen Unterschied festgestellt habe: Bei der gesunden Kaninchengruppe habe eine neu eingestellte Tierpflegerin diese Tiere täglich auf den Arm genommen und sie zärtlich gestreichelt. Dies zeige, dass Arteriosklerose keine Chance habe, wenn der Betroffene liebevoll behandelt werde, schloss Prof. Dr. Ladwig seinen hochinteressanten Vortrag mit einer positiven Nachricht.

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